Der Wald als CO₂-Speicher

Wie viel CO₂ speichert 1 Hektar Wald (100m × 100m)?

In deutschen Wäldern sind derzeit 1,2 Milliarden Tonnen Kohlenstoff gespeichert. Dabei ist der Waldboden der größte Kohlenstoffspeicher:

  • Knapp die Hälfte (46,8 %) des gesamten Kohlenstoffs in deutschen Wäldern bindet der Waldboden mit seiner Streu- und Humusauflage,
  • gefolgt vom sogenannten stehenden Holz (28,9 %),
  • der sonstigen Holzbiomasse wie Sträucher oder Büsche (16,0 %) und
  • der sonstigen Biomasse mit 8,3 %.

Das entspricht in etwa 4,4 Milliarden Tonnen CO₂. Oder genauer: Ein Hektar Wald speichert pro Jahr über alle Altersklassen hinweg ca. 13 Tonnen CO₂ (Die Statistiken differieren allerdings stark).

Zum Vergleich: Deutschland emittierte in 2020 ca. 730 Millionen CO₂ (pro Kopf ca. 11,6 t CO₂)
→ D.h. zur CO₂ Kompensation pro Jahr nur über den Wald bräuchten die ca. 83 Millionen Einwohner Deutschlands ca. 74 Millionen ha Wald. Unser Wald erstreckt sich aber nur über ca. 11 Millionen ha.
→ Dennoch kompensiert er damit fast 15% des aktuellen CO₂ Aufkommens, ergo: Der Wald sollte nicht schwinden!

Grafik: © Johannes Groht/Greenpeace, siehe auch: Wenn Wälder wieder wachsen. Eine Waldvision für Klima, Mensch und Natur.

Wo ist das meiste CO₂ gespeichert?

Von den 60 Milliarden Tonnen Kohlenstoff, die pro Jahr in den Pflanzen festgehalten werden, speichern die Wälder der Tropen rund 40 Prozent und die Wälder außerhalb der Tropen weitere 25 Prozent. An Land sind also die Wälder die mit Abstand bedeutendsten Kohlenstoffsenken.

Welcher Baum bindet wieviel CO₂?

Um eine Tonne CO₂ aufnehmen zu können, muss die Buche etwa 80 Jahre wachsen. Das heißt: Pro Jahr bindet die Buche 12,5 Kilogramm CO₂. Man müsste also 80 Bäume pflanzen, um jährlich eine Tonne CO₂ durch Bäume wieder zu kompensieren.

Eine Studie des Öko-Instituts in Zusammenarbeit mit der Naturwald-Akademie zeigt, dass Wälder in Deutschland maßgeblich zum Klimaschutz beitragen können, wenn sie stärker geschützt werden. Bis zu 48 Millionen Tonnen CO₂ könnten diese Wälder pro Jahr bei einer ökologischeren Bewirtschaftung binden – dies entspricht etwa der Hälfte des jährlichen CO₂-Ausstoßes von PKWs in Deutschland.

Was speichert am meisten CO₂?

Die Max-Planck-Gesellschaft bezeichnet den Boden als den wichtigsten Kohlenstoffspeicher unserer Erde: Der Boden besteht etwa zur Hälfte aus Kohlenstoff, der im Humus gebunden ist, sprich in abgestorbenen und teilweise umgewandelten Pflanzenresten.
→ Deshalb ist Alt- und Totholz (Biomasse), das im Wald verbleibt, so wichtig!

Wald produziert aber auch Sauerstoff

Laubwälder produzieren jedes Jahr 15 Tonnen Sauerstoff pro Hektar,
Nadelwälder kommen sogar auf 30 Tonnen pro Hektar und Jahr. Eine etwa 150
Jahre alte Buche produziert täglich 11.000 Liter Sauerstoff.
→ Davon kann ein Erwachsener mehr als 13 Jahre lang atmen.

Résumé

  • Alte, naturnahe Wälder können 2-5 mal mehr Kohlenstoff speichern als junge Wälder oder Plantagen.
  • Naturwälder werden sich dem Klimawandel anpassen – das kann niemand
    bei naturfernen Forsten garantieren.
  • Naturwälder filtern besonders viele Stäube, Gase und radioaktive Stoffe
    aus der Luft.

Publikationsempfehlung: Urwälder, Natur- und Wirtschaftswälder im Kontext von Biodiversitäts- und Klimaschutz – Teil 1: Funktionen für die biologische Vielfalt und als Kohlenstoffsenke und ‐speicher
in: Naturschutz und Landschaftsplanung (Zeitschrift für angewandte Ökologie), Rainer Luick et al. (2021)

Rainer Luick ist Professor für Natur- und Umweltschutz an der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg a.N.