Am Samstag, 8.März traf sich die WIR im Wald und besuchte alle Waldrefugium-Gebiete auf der Gemarkung Renningen. Die Waldrefugien befinden sich im Hardtwald und beim Meisenberg/Schinderklinge. Sie sind seit 2017 durch ForstBW ausgewiesen:

Ziel unseres Rundgangs war es, die Bedeutung dieser Schutzgebiete für das Ökosystem Wald zu verstehen, die Erklärtafeln vor Ort zu lesen und uns über den aktuellen Stand der Refugien in unserem Gebiet auszutauschen. Dabei wurden einige kritische Fragen aufgeworfen.
Was ist ein Waldrefugium?
Ein Waldrefugium ist ein Bereich im Wald, in dem die natürliche Entwicklung weitgehend unbeeinflusst ablaufen soll. Hier wird kein Holz geerntet, und es sollen langfristig Strukturen entstehen, die für die Artenvielfalt besonders wertvoll sind. Alte Bäume, abgestorbene Stämme und unberührter Boden schaffen Lebensräume für zahlreiche seltene und spezialisierte Arten.

Kritik an den bestehenden Waldrefugien
Obwohl die Idee hinter den Waldrefugien begrüßenswert ist, stellen sich einige grundsätzliche Fragen:
- Warum sind die Refugien so klein und nicht miteinander verbunden? Der Flächenanteil der Waldrefugien ist minimal und reicht bei Weitem nicht aus, um den Ansprüchen eines stabilen, natürlichen Waldes gerecht zu werden.
- Warum werden Waldrefugien für Infrastrukturmaßnahmen beschnitten? Am ersten Refugium wurde sogar ein Stück abgeholzt, um eine Rückegasse/Zufahrt zu schaffen. Dies geschah mit Genehmigung von ForstBW unter dem Argument der „Wegesicherung“.
- Wegesicherung als Argument für Abholzungen? Hier wurde diskutiert, dass das Argument der Verkehrssicherung oft für Holzeinschlag genutzt wird. Dabei ist nur für öffentliche Straßen oder Radwege eine solche Sicherung vorgeschrieben, nicht jedoch für Waldwege, die jeder auf eigene Gefahr betritt.
Was bedeutet „alte Bäume“?
Bei unserem Rundgang fanden wir Bäume mit einem Alter von 80 bis 90 Jahren. Doch wie alt kann eine Eiche werden? 600 bis 800 Jahre. Damit von einem alten Wald die Rede sein kann, müssten diese Flächen über mehrere Jahrhunderte unberührt bleiben. Hier wird also mit Begriffen hantiert, die den Blick auf die Realität vernebeln können.
Globale Verantwortung und lokales Handeln
Angesichts des Weltnaturschutzabkommens von Montreal 2022, das vorsieht, bis 2030 mindestens 30% der Landschaft als Schutzgebiete auszuweisen, stellt sich die Frage: Warum gilt das scheinbar nicht für uns? Während wir auf den brasilianischen Regenwald zeigen, sollten wir vor unserer eigenen Haustür beginnen, diesen Grundsatz zu leben.
Der Einfluss der Holzwirtschaft
Ein weiteres Thema unserer Diskussion war die Rolle der Holzwirtschaft. Deutschland ist der viertgrößte Holzexporteur weltweit. Während oft betont wird, dass unser Holzbedarf hoch sei, stellt sich die Frage: Warum exportieren wir dann in großem Stil? Ein erheblicher Teil des geschlagenen Holzes geht nach Kanada und China. Die kurzfristigen Gewinne stehen in starkem Kontrast zu den langfristigen Schäden für unser Ökosystem.



Fazit
Unsere regelmäßigen Besuche der Waldrefugien zeigen, dass der Schutzgedanke noch nicht konsequent umgesetzt wird. Wir müssen weiterhin darauf aufmerksam machen, dass echter Naturschutz nicht nur in Sonntagsreden existieren darf, sondern konkrete, großflächige Schutzgebiete erforderlich sind. Wir freuen uns über jede Unterstützung, um dieses Ziel zu erreichen!
Für weitere Einblicke in die Problematik empfehlen wir die Dokumentation „Die Holz-Lobby: Volle Kassen, tote Wälder“ in der ARD Mediathek: Link zur Sendung.